4.4.3. Allgemeine Hinweise zur Fragenkonstruktion
Bei der Fragenformulierung muss man sich im Klaren darüber sein, für welches Medium der Fragebogen erstellt werden soll. Es ist bekannt, dass Texte im Internet anders gelesen werden, als gedruckte Materialien (vgl. [Gräf99], S. 160). Texte in Onlinemedien werden "nicht gelesen, sondern eher "gescannt"" ([Gräf99], S. 160). Es werden beim "Überfliegen" des Textes einige wenige Satzfragmente wahrgenommen, welche dann vom Leser zu einem Sinnzusammenhang ergänzt werden. Der Leser baut diesen Zusammenhang dann anhand seines Vorwissens und seiner Vorerfahrungen zusammen (vgl. [Gräf99], S. 160). Gräf weist in seinem Text auf Ergebnisse zur Benutzerfreundlichkeit von Nielsen hin, welche besagen, dass "Nutzer über Textbausteine hinwegsehen, die sie nicht für wichtig erachten und statt dessen auf hervorgehobene Textpassagen achten" ([Gräf99], S. 160f). Nielsen empfiehlt, dass ein guter WWW-Autor 50% weniger schreiben sollte als ein Autor für Papiermedien. Diese Aussage stützt sich darauf, dass "die Lesegeschwindigkeit von Bildschirmtexten im Vergleich zu Papiertexten um 25% geringer" ([Gräf99], S. 161) sei.
Weiter empfiehlt Gräf, dass man sich, bevor man mit der Formulierung von Fragen beginnt, erst einmal mit den Standards der empirischen Sozialforschung beschäftigen sollte. Zusammenfassend lassen sich folgende Aussagen für alle Fragen im Fragebogen formulieren (vgl. [Gräf99], S. 166):
- Die Fragen sollten von allen Befragten in gleicher Weise verstanden werden.
- Die Fragen sollten kurz und prägnant formuliert werden.
- Die Fragenformulierung darf den Befragten nicht überfordern.
- Konzepte, die dem Befragten nicht bekannt sind, sollten nicht abgefragt werden.
- Bei geschlossenen Fragen müssen die Antwortkategorien vollständig sein und dürfen sich nicht überschneiden.
- Werden Fremdwörter o. ä. verwendet, sollte man zur Beantwortung der Fragen verständliche Hinweise geben.
Weitere Hinweise zur Formulierung der Fragen liefert Stangl. In dieser Auflistung werden jedoch nur noch die Punkte genannt, die nicht bereits in der Zusammenfassung nach Gräf zu finden sind (vgl. [Stangl09]):
- Die Fragen sollten nicht zu allgemein formuliert werden. Sie sollten spezifisch und konkret formuliert werden, jedoch für jeden verständlich.
- Die Fragen sollten umgangssprachlich formuliert werden. Verständlichkeit ist wichtiger als die grammatikalische Richtigkeit.
- Wenn in Fragen nach Häufigkeit, Dauer oder Größe gefragt wird, muss die Einheit angegeben werden, in der die Antwort erfolgen soll.
- Die Fragen sollten durchnummeriert werden und es sollte ggf. Sprungmöglichkeiten geben.